Exilkünstler bei PUSH

Luzern, Januar 2016. PUSH ist ein Pilotprojekt der HSLU Design & Kunst. Das Projekt wurde in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Studierenden von Bachelor und Master, Dozierenden, Forschenden und Assistierenden der HSLU durchgeführt. Im Zentrum stand eine Sammelausstellung von Werken die an der HSLU Kunst und Design entstanden. Diese diente als Plattform um über gesellschaftspolitische Themen nachzudenken und sich durch eine gemeinsame Erfahrung zu verbinden.

nihhina unterstützte das Organisationsteam, über die Hochschulgrenzen hinaus zu kommen und mit einem geflüchteten Kunstschaffenden zu solidarisieren. Nicht etwa durch Hilfe sondern durch ein gemeinsames Projekt auf Augenhöhe. Es entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit und eine Freundschaft mit dem syrischen Fashion Designer und Exilkünstler Feras Dabboura.

Zusammen mit Christian Fischer stellte er das Werk Freiheitsdämmerung aus und vertrat am Podiumsgespräch unter anderem Exilkünstler, die oft enorme Hürden überwinden müssen, um es an eine Hochschule zu schaffen. Kernthemen waren mögliche Möglichkeiten des Einbezugs: Ein Atelierplatz mit Begleitung durch Studierende, Zusammenarbeit mit einer Designklasse oder mit einzelnen Studierenden, Gastdozentur um das Handwerk von Exilkünstlern wie Feras zu lernen, Austausch mit der Forschungsabteilung, usf.

Für PUSH war Feras Dabboura eine grosse Bereicherung und öffnete neue Blicke auf Kunst und Gesellschaft. Eine weitere Auseinandersetzung mit Exilkünstlern ist sowohl von Studierenden, Dozierenden und Hochschulleitung sehr erwünscht. nihhina ist bereit die Unterstützung fortzuführen.


 

„Freiheitsdämmerung“

Im Rahmen der gesellschaftspolitischen Ausstellung PUSH der Hochschule Luzern, Design & Kunst, stellte der Exilkünstler und Fashion Designer Feras Dabboura zusammen mit dem Künstler Christian Fischer die Arbeit „Freiheitsdämmerung“ aus.

Das Werk besteht aus vier Teilen: Einem Bild, zwei Objekten und einer Installation mit Sound.

In den vier Stationen untersuchten die beiden Künstler die Frage, wie Kunst eine soziale Bewegung unterstützen kann, wie Kunst zur Revolution ermutigen und wie Kunst aufdecken und Zeugnis über Geschehnisse ablegen kann.

  1.  Kinder der Revolution
    Kohle auf Holz, 140 x 130 cm, 2016.
    In Erinnerung an die Kinder von Dar’a ist in arabischer Schrift mit Kohle ‘hurryie’ (‘Freiheit’) auf eine Wand geschrieben.
  2.  Nachtigall der Revolution
    Verkohlter Kehlkopf, Kupfersockel, Kartonsockel. 150 x 60 x 30 cm, 2016.
    In Erinnerung an Ibrahim Quashush, dessen Lied „Yalla, irhal ya Baschar“ zum Symbol der Macht der Demonstrantenlieder wurde. Mit durchschnittener Kehle und entfernten Stimmbändern
    trieb seine Leiche am 4.7.2011 im Fluss Orontes. (Youtube: Demonstranten in Hama, Syrien 2011.)
  3. Künstler der Revolution
    Zehn angekohlte, zerbrochene Bleistifte, Kupferschachtel, Laserprint auf Papier. 150 x 60 x 30 cm, 2016.
    In Erinnerung an die Karikaturen von Ali Ferzat, dem bekanntesten Karikaturisten im arabischen Raum, der mit seinen Karikaturen während der Revolution in Syrien die Diktatur kritisierte. Ihm wurden daraufhin alle Finger gebrochen. (Youtube: Ali Ferzat im Interview mit CNN, 2012.)
  4. Freiheitsdämmerung – Dunkel der Nacht
    Kartonkisten, gestapelt, Soundinstallation, 8min. Loop. 360 x 180 x 180 cm, 2016.
    Der Raum versinnbildlicht eine Folterzelle in einem der Gefängnisse von Damaskus. Es steht für das Gefühl der Leute in Syrien, die von einer Diktatur unterdrückt werden und trotz all dem Schrecken und der Ungewissheit nie die Hoffnung auf die Freiheit verlieren. Während der Revolution sangen Gefangene ein Gedicht der Hoffnung. Es gab ihnen Kraft in der Dunkelheit der unterirdischen Foltergefängnisse, die unmenschliche Behandlung zu überstehen. In der Installation wird das Lied von einer männlichen Stimme während acht Minuten mit unterschiedlicher Intensität wiederholt und über zwei Lautsprecher im Loop abgespielt.

    ‘Die Dunkelheit der Nacht wird noch dunkler.
    Doch wir fürchten uns nicht vor dem Dunkeln.
    Denn jedesmal nach der Dunkelheit
    kommt das Licht der Dämmerung.’