Kategorie-Archiv: Wandelwerk

«In Gärung geraten — Injera»

Injera TellerFoto: Christian Fischer

Luzern, September 2015. Zwei künstlerische Interventionen zur Installation «in Gärung geraten» von Valentin Beck und Adrian Rast zusammen mit dem Kollektiv Wandelwerk in der Ausstellung «Diamonds Always Come in Small Packages».

Es gärt!

Momentan wird in Medien und Politik viel über Eritrea und die eritreischen Migrantinnen und Migranten diskutiert. Es gärt!
In der eritreischen Küche gärt es ebenfalls: Mit Hilfe von Gärung bereiten Eritreer und Eritreerinnen ihr traditionelles Sauerteigfladenbrot «Injera» zu.
Aber nicht nur beim Fladenbrot gärt es, es gärt auch bei den Menschen. Viele von ihnen engagieren sich mit gewaltlosem Widerstand gegen die Diktatur in ihrem Heimatland.

Ein Stück eritreisches Neuland

Das Künstlerduo Adrian Rast und Valentin Beck startet zusammen mit dem Kollektiv Wandelwerk (u.a. Christian Fischer und eritreische Menschen aus Luzern) einen Versuch: Gemeinsam setzen sie einen Injerateig auf und lassen diesen drei Tage lang gären. Aus ihm backen sie dann auf einem Minikohlenmeiler (einem Pyrolyseofen) eritreische Fladenbrote. Dabei entsteht auch Kohle, welche zum Herstellen von fruchtbarer Erde verwendet wird.
Gemeinsam mit den eritreischen Luzernerinnen und Luzernern schaffen die Künstler damit ein Stück eritreisches Neuland. So wird der Anstoss für ein weltweites Projekt zu einer Neukultivierung und Demokratisierung Eritreas gegeben.


Termine:

  • Ansetzen der Injera
    Mittwoch, 23.09.2015, 19 Uhr
    Kunstmuseum Luzern
    In Anwesenheit der Künstler Valentin Beck und Adrian Rast und dem Kollektiv Wandelwerk.
    Begegnungen und Gespräche sind erwünscht!
  • in_gaerung,flyer--200x300.p1Zubereitung der Injera
    und eritreischer Beilagen
    auf dem Pyrolyseofen
    Samstag, 26.09.2015, 17 Uhr
    Hinterhof Teiggi, Schachenstrasse 15, Kriens.
    Gemeinsames Essen. Anschliessend Schaffung von eritreischem Neuland.

Verweise:


Weitere Projekte des Kollektivs Wandelwerk:
__  Kollektiv Wandelwerk: «Das erste Mahl» und …

Kollektiv Wandelwerk: «Das erste Mahl» und . . .

Wandelwerk in AktionFoto: Samuel Schalch

Luzern und Sarnen, November 2014 bis Januar 2015. In einem zwölfwöchigen Projekt bauten die Kunststudenten Christian Fischer (22) und Raphael Burger (23) einen mobilen Minikohlenmeiler. Technik und Handwerk zu diesem Pyrolyse-Ofen (*) eigneten sie sich selbst an.

Für ihren Ofen haben sie einen Handzieh-Wagen angefertigt. Damit wurde er zu einem mobilen Küchenwagen. Mit ihm gingen sie auf Tour. Diese führte sie zum Restaurant «Tell» in Alpnach OW und zum «Goldmatelier» in Sarnen OW, als Abschluss der Kulturreihe, die sie Ende letzten Jahres an diesen Orten durchgeführt hatten.

Luzern, Januar 2015. Am 24. Januar 2015 stellten sie in Luzern aus, im o.T. Raum für aktuelle Kunst.

Luzern, März 2015. Ende März zeigten sie an der Vernissage und an der Finissage der Ausstellung «à la table» in der Teiggi Kriens ihre Performances «Das erste Mahl» und «Das letzte Mahl»: Dem Publikum wurde auf wenigen Tellern eine Art eritreisches Fondue aufgetischt: «ga’ate», ein Bauernfrühstück vom eritreischen Hochland. Während dem Kochen wurde im Pyrolyse-Ofen eine Marienstatue zu Kohle veredelt: Es entstanden eine soziale Plastik und eine Kohle-Skulptur.

Zum Kollektiv gehört eine internationale Gruppe von jungen Leuten, welche sich ihnen angeschlossen haben und sie auf ihrer Tour begleiten.

Für weitere Auftritte kann das Kollektiv «Wandelwerk» angefragt werden unteroder.


 

Ihre Kunst soll einen Wandel bewirken

«Wir gehen an Orte, wo Menschen isoliert von der Gesellschaft leben», sagen die beiden Kunststudenten. «Wandelwerk» nennen sie sich auch deshalb, weil ihre Kochstelle mobil ist und sie dadurch zu den Menschen gehen können, welche im sozialen Netzwerk weniger mobil sind.

Während auf dem Ofen gekocht wird, kann eine Holzskulptur ins Feuer gelegt werden. Dank der Pyrolysetechnik verbrennt sie nicht, sie verkohlt lediglich. Durch die Verkohlung werden die Skulpturen gewandelt – und veredelt.

Auch mit dem Publikum geschieht ein Wandel. Während die Zuschauer um das Feuer herum stehen und zusammen Tee trinken, wandeln sie sich zu einer Gemeinschaft. Durch den ungezwungenen Kontakt zu von der Gesellschaft isolierten Menschen wandelt sich die Haltung jedes einzelnen. Indem einzelne Menschen bereit werden, Flüchtlinge in ihr soziales Netz aufzunehmen, wird Isolation in Freundschaft gewandelt.


(*) Ein Pyrolyse-Ofen ist ein Kohlenmeiler im Miniformat: Holz wird «entgast». Dies ist eine sehr effiziente und sehr schadstoffarme Verbrennung. Es entsteht Holzkohle. Anstelle oder zusätzlich von Holz kann auch andere pflanzliche Biomasse vergast werden. Das Produkt heisst dann Pflanzenkohle. Bei Zugabe zum Kompost verschnellert und verbessert sie den Kompostierungsprozess. Die dadurch entstandene Erde heisst Terra Preta. Diese darf in der Schweizer Landwirtschaft seit 2013 verwendet werden.


Weitere Projekte des Kollektivs Wandelwerk:
__  «In Gärung geraten – Injera»