Zelteretten (2014)

mondoj-mit-EMSNS-Sammeln-2Fotos: Samuel Schalch

St. Gallen und Frauenfeld, Sommer 2014. Die gesamte Aussengrenze Europas ist militarisiert. Es herrscht ein stummer Krieg gegen die „Unerwünschten“. Bis jetzt hat dieser Krieg zehntausende Todesopfer gefordert. Sämtliche aufseiten der Unerwünschten.

Jedes Jahr pilgern zehntausende junge Menschen zu den grossen Musikfestivals. Nach vier Tagen und starkem Regen stehen sie knöcheltief im Schlamm. Alles ist nass und mufft. Auf dem Festivalgelände bleiben Tausende von Zelten liegen.

Nihhina organisiert zusammen mit der Autonomen Schule Mondoj, der Aktion Zunder und EMSNS das Zelteretten: Nach Festivalende sammeln wir auf dem Gelände Zelte ein, so viel wir vermögen. Die eine Hälfte der Zelte ging mit viel weiterem Material von Sosf nach Calais in die Flüchtlingslager an der Grenze zu Grossbritannien, die andere geht nach Äthiopien in Flüchtlingslager von Eritreern.

Es ist absurd: Hier bezahlen wir hunderte von Franken für einen Festivalpass und produzieren Unmengen von Abfall. Jahr für Jahr. Dort kämpfen Millionen von Menschen ums Überleben. Jahr für Jahr.

Zitat: „Es regnet, lasst uns aussäen.“ (Ein Mitglied von EMSNS, als wir beim Zeltretten von einem heftigen Platzregen überrascht wurden. Er war in seinem Heimatland Bauer.)

Zitat: „Diese Menschen sehen aus wie Asylanten.“ (Ein Mitglied von EMSNS, beim Anblick der Festivalbesucher beim Verlassen des Frauenfelder-Openairs.)

Das Sommerloch und die jährlich wiederkehrende Diskussion über den Abfall bewirkte, dass nach zwölf Jahren Schweigen plötzlich wieder über die Situation in Calais berichtet wurde. Trotzdem war der Abfall vorerst wichtiger als die Menschen, auf deren Situation wir eigentlich hinweisen wollten.
Bis Ende Jahr war dann aber das Thema Calais in allen grossen Zeitungen.

 

Berichte:
__  Openair St. Gallen bei Saiten 2.7.2014
__  Openair St. Gallen im Blick 4.7.2014
__  Openair Frauenfeld bei TVO 13.7.2014
__  Openair Frauenfeld im Blick 15.7.2014
__  Rückblick als Interview bei Saiten 19.7.2014
__  Text und Videos von Solidarité sans frontières (sosf) 21.7.2014
__  Rückblick als Interview beim Tagblatt 1.9.2014

Berichte zur Situation in Calais:
__  Tobias Müller: „Sie riskieren Kopf und Kragen am Kanal“ (WOZ 9.10.2014)
__  SDA/AFP: „Polizei geht gegen Flüchtlinge in Calais vor“ (Tagblatt 20.10.2014)
__  Rudolf Balmer: „Böses Blut in Calais“ (NZZ 28.10.2014)
__  Calais Migrant Solidarity
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Prämierungen:
__  4. Preis der St. Galler Projekte des Jugendprojektwettbewerbs 2014.
__  3. Preis am interregionalen Finale des Jugendprojektwettbewerbs.

Fotos: 2.-5. Samuel Schalch